Alterspubertät
Die Alterspubertät ist eine besondere Lebensphase, in der sich Greise zurück zu Jugendlichen entwickeln. In den kritischen Jahren des Lebensherbstes, der Senisleszenz, fahren Hormone und Gefühle Achterbahn. Spätpubertierende müssen sich ausprobieren und Konflikte suchen; doch dem Umfeld fehlt es während dieser schwierigen Lebensphase oft an Verständnis. Es nimmt persönlich, was nur medizinisch reanimierter Geschlechtsreife geschuldet ist. Wer sich lediglich um seine Männergesundheit kümmert, erleidet das Stigma der Präpotenz.
Da hilft es nicht, von Menschen ü50 Erwachsenheit einzufordern, denn alles, was sich dem wieder standfesten Lustgreis entgegenstellt, stachelt das alter Ego noch mehr an. Stattdessen benötigen umtriebige Senioren soziale Unterstützung und Supplements. Die Diskriminierung betagter Kinder schränkt nur das Erlebnis-Spektrum ein. Die fraglos vorhandenen Erfahrungen behindern etwa den Fahrspaß, und das Risiko des Herzinfarkts gefährdet die neue Erfahrung eines Drogen-Sex-Rauschs im klapprigen Körper.
Doch gibt es auch Umstände, die dem gebrechlichen Pubertier das Leben erleichtern. Es droht keine Midlife-Crisis, wenn die Folgen eines enthemmten Lebens finanziell abgesichtert sind. Denn die Kosten der im Gerontenalter begangenen Jugendstreiche und erzeugten Unterhaltsansprüche sind vermöge altersbedingten Wohlstands gut zu bewältigen. Und dem beim altvordern Schwurbeln ins Schwimmen Geratenden hilft der Schwabbelbauch, sich über Wasser zu halten.
Nichts ist falsch daran, angesichts erlahmender Kräfte wenigstens halbstark sein zu wollen. Während der männlichen Wechseljahre, der Andropause, nehmen sich andere eine Auszeit. Pubertät ist keine Frage des Alters, sondern der Resilienz gegen Reife; die bewusste Entscheidung gegen Weisheit, Einsicht und die Grenzen des Körpers. Sie macht den Weg frei für sexuelle Vielgleisigkeit, Stehvermögen bei harten Standpunkten, Erlebnisse nahe dem Tod und darüber hinaus. Mehr Punk geht nicht.