Moral
Der Vorwurf der moralischen Überlegenheit speist sich aus der Überlegung der Überlegenheit von weniger Moral. Moralverzicht lässt einen mit Missständen besser klar- statt gegen sie ankommen. Moral aber hebt die Moralisierende auf eine Fallhöhe, von der sie besser fällt. Moral fühlt mit den Gefallenen und ohnehin auf am Boden Liegenden. Ohne Ethik mehr Nachfrage nach Mitgefühl, aber kein Angebot. Die Moralkeule haut gegen die Moralischen besser rein.
Wie alles Unperfekte soll Moral besser gar nicht als unvollkommen existieren. Das mit dem Bade ausgeschüttete Kind mag weinen, aber ohne Empathie ist dies nicht schlimm. Anstand muss hinten anstehen, und eine Haltung zu haben ist haltlos, da niemand ein schnurgerades Rückgrat hat.
Eine Aufrichtigkeit geht aber in Ordnung: Dieser Text erringt noch nicht mal einen moralischen Sieg.
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